Lucie Usteri

Rechtsberaterin Frauenzentrale Luzern

Mein Anspruch ist, in jedem Fall gute Arbeit zu leisten. Für mich heisst das, meine Klientinnen und Klienten in den Kernfragen fachlich kompetent zu beraten und dabei offen, ja ehrlich zu sein. Manchmal bedeutet das, Situationen nicht schönzureden.

Lucie Usteri

Vor 28 Jahren habe ich bei der Frauenzentrale Luzern als Rechtsberaterin angefangen. Das ist lange her. Wenn ich zurückblicke, merke ich, dass sich in der Zwischenzeit im Bereich des Rechts vieles getan hat - zum Glück insgesamt zum Besseren für die Frauen. Und doch, Unsicherheiten bestehen immer noch viele, insbesondere wenn es um Trennung oder Scheidung geht oder wenn es bei der Arbeit zu schwierigen Situationen kommt.

In der Frauenzentrale Luzern beraten wir unter anderem zu verschiedenen Rechtsgebieten, darunter insbesondere zu Familienrecht, Sozialhilferecht, Erbrecht, Arbeitsrecht und allgemeinem Vertragsrecht. Die überwiegende Mehrheit der Personen, die uns kontaktieren, sind Frauen. Sie vertrauen darauf, dass ihr Anliegen bei uns in guten Händen ist. Dennoch, für uns ist es zentral, unparteiisch zu sein. Anders als es unser Name vermuten lässt, beraten wir gerne auch Männer oder Paare.

Nachdem ich jahrelang die Leitung der Rechtsberatung innehatte, arbeite ich seit meiner Pensionierung im Herbst dieses Jahres noch mit einem 25% Pensum - jeweils am Dienstag- und am Donnerstagnachmittag. Typischerweise führe ich an beiden Nachmittagen je vier Gespräche. Das erste Gespräch beginnt um 13.30 Uhr, das letzte Gespräch endet in der Regel so gegen 18 Uhr.

Nach einer telefonischen Vorinformation über unser Angebot werden die Ratsuchenden zu einem einstündigen Beratungsgespräch eingeladen.
Unmittelbar vor den Gesprächen überfliege ich jeweils die Informationen auf dem Klientenstammblatt, welches unsere Geschäftsstelle anlässlich der Terminvereinbarung ausgefüllt hat. Zwei, drei Stichworte auf dem Formular deuten mir an, in welche Richtung das Gespräch gehen könnte. Fast drei Jahrzehnte Erfahrung machen es mir möglich, praktisch ohne Vorbereitung in ein Gespräch einzusteigen. Ich versuche, mir ein möglichst präzises Bild von der Problemlage zu machen und überlege ad hoc, welche Knotenpunkte es zu lösen gibt.

Personen wenden sich also an uns, weil sie sich über einen bestimmten, rechtlichen Sachverhalt informieren wollen, oder aber sie möchten geplante Vorgehensweisen besprechen und sich auf diese Weise absichern. Verheiratete Paare und Konkubinatspaare wollen beispielsweise wissen, wie sie im Todesfall ihres Partners abgesichert wären oder Geschiedene klären ab, wie sie den Unterhalt für die gemeinsamen Kinder finanzieren sollen.

Dann kann es auch passieren, dass das Schicksal richtig zuschlägt und Menschen komplett aus der Bahn wirft. Frauen, Männer oder junge Erwachsene in solchen Situationen kommen dann mit einer grossen persönlichen Unsicherheit zu uns. Manchmal sind sie regelrecht verzweifelt. Sie wissen nicht, was sie tun sollen und erhoffen sich, dass ich ihnen einen Ausweg aufzeigen kann.

Meine Arbeit verlangt dann viel Einfühlungsvermögen. Genauso wichtig ist es aber, auch katastrophische Situationen auszuhalten und professionell zu bleiben.

Mein Anspruch ist, in jedem Fall gute Arbeit zu leisten. Für mich heisst das, meine Klientinnen und Klienten in den Kernfragen fachlich kompetent zu beraten und dabei offen, ja ehrlich zu sein. Manchmal bedeutet das, Situationen nicht schönzureden.

Wenn meine Klientinnen oder meine Klienten nach einer Stunde das Büro verlassen, müssen sie sich über ihre rechtliche Situation im Klaren sein, sie sollen wissen, was sie im weiteren Verfahren erwartet und mit welchen finanziellen Auswirkungen sie zu rechnen haben.

Vor einiger Zeit bin ich einer ehemaligen Klientin begegnet. Sie hat sich bei mir bedankt und gesagt, ich hätte ihr «den entscheidenden Satz» auf den Weg gegeben. Wenn ich es bedenke, stimmt's. Wir versuchen stets, den Anstoss für den nächsten Schritt zu geben in einer Situation, die durch Orientierungslosigkeit geprägt ist.

Mein Nachmittag verläuft so in einem pausenlosen Abtauchen, Entgegennehmen und Abgeben, Auftauchen und schliesslich Abstreifen. Nach vier, einstündigen Gesprächen am Nachmittag mache ich um 18 Uhr Pause, trinke einen Kaffee. Danach fasse ich das Wichtigste in Aktennotizen zusammen. Mir hilft das, die Problemlagen meiner Klientinnen und Klienten ruhen zu lassen. Wenn ich mich am Abend auf meinen Nachhauseweg mache, bin ich zufrieden. Es ist dann ein Tag wie jeder andere.

Gespräch und Bild Michael Wicki


Kontakt

Frauenzentrale Luzern
Töpferstrasse 5
6004 Luzern
T 041 211 00 30

www.frauenzentraleluzern.ch

Geschäftsführerinnen: Edith Mertens, Ursi Wildisen